Zora Schwarz

Zora Schwarz
DIVA ASSOLUTA


Das feuerrote Haar, ihr Markenzeichen, so kennt man Sie als die „rote Zora“ hier in Dresden. In ihrer neuen Wahlheimat ist Sie allgegenwärtig. Sie prangt auf Werbeplakaten, ist immer wieder medienpräsent und Lieblingskind des Boulevards; sie versäumt keinen Event in ihrer neuen Heimatstadt und engagiert sich auch im sozialen Bereich. Wo Sie auftaucht, herrscht Glamour, etwas, das bis zu ihrem Erscheinen in der eher traditionell orientierten sächsischen Residenz zumindest in den letzten Jahrzehnten unbekannt war.

Die Diva, den Schalk in den Augen, kommt ganz nah und flirtet mit dem Publikum, das auf den Spaß gern eingeht. Sie liebt die Bühne und Ihr Publikum und das kann man allgegenwärtig spüren. Was eigentlich ist eine Diva? Auf alle Fälle nicht die zickige Primadonna, mit der sie häufig verwechselt wird. Ein Star? Prominenz? Das kommt der Sache schon näher und entspricht der Mode, jederfrau in einer Schublade unterzubringen. Auch dafür hat Zora eine unverblümte Antwort parat: „Eine Diva haben andere aus mir gemacht. Damit muss ich leben. Ehrlich gesagt: Das macht mit auch Spaß. Aber ich fühle mich nicht als Diva … Ich fühle mich wohl in der Glamourwelt, aber ebenso im Erdbeerfeld.“, kokettiert Sie lachend.

Das Wort Diva kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Göttliche“. Eine angebetete Frau, die nichts mit Allüren zu tun haben muss. Seit Jahrhunderten wird damit eine von allen geliebte Sängerin oder Schauspielerin bezeichnet, eine, die nicht so schnell verglüht wie ein Superstar. Eine Diva assoluta von heute am Dresdner Carte Blanche Theater ist die Travestiekünstlerin Deborah Zora Schwarz, die Zora.

In einem kleinen Dorf in der Nähe von Sarajevo an einem sonnigen 14. Juli als jüngstes von vier Kindern geboren. „Ich bin ein Sonnenkind“, lacht Zora. „Darum lebe ich nach dem Motto „Erwachen und Lachen“. Die Familie war arm. „In meinem Bett befand sich keine Softmatratze, sondern Heu.“, erinnert sich Zora, die sich keine bessere Kindheit hätte vorstellen können. 1976 wanderte die Familie, der Vater früh verstorben, nach Deutschland aus. Zora, die die Schule noch im damaligen Jugoslawien abschloss und schon seinerzeit „vom Verwandeln“ träumte – sie wäre gern Schauspielerin geworden und hätte sich im Film gesehen – musste in der neuen Heimat „mitverdienen“, ihren Teil zum Erhalt der fünfköpfigen Familie beisteuern. Für Spintisiererei war kein Platz. Deutsch lernen ging vor Schauspielunterricht.

Wie es im jugendlichen Alter an der Tagesordnung ist, wechselten Ihre Träume rasch. Schauspielerin und gar Ärztin schienen zu weit entfernt. Wegen Ihrer attraktiven Erscheinung oft geschmeichelt, liebäugelte sie realistischer mit dem Beruf einer Stewardess. Doch das In-andere-Rollen-Schlüpfen verließ sie nie. Am Besten vor den Augen eines staunenden Publikums, umjubelt vom Beifall der Menge. Oft hatte sie den Applaus in den Ohren, ohne ihn damals je erlebt zu haben.

Die Gedanken eines Teenagers sind nicht erforschbar. Im Rückblick sagt Zora: „Auf ein Wunder habe ich nie gewartet. Ich wollte es selber schaffen, nach oben zu kommen. Ich will ich sein. Deshalb habe ich auch nie ein Vorbild gehabt … Ich habe mich selbst gefunden und entwickelt in der Travestie.“

So ist Zora, zugleich beste Werbe-Ikone Ihrer eigenen Welt. „Ich liebe Dresden“, bekennt sie und fügt mit spürbarem Stolz hinzu: „Und Dresden scheint mich auch zu lieben.“

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